Leicester Square ist wahrscheinlich der Ort in London, der von Touristen am häufigsten falsch ausgesprochen wird. Anders als die komplizierte Schreibweise vermuten lässt, heißt er weder „Leikester Square“ noch „Leischester Square“, sondern schlicht „Lester Square“. Alles andere würde von den Einheimischen wahrscheinlich auch gar nicht verstanden und mit einem Stirnrunzeln beantwortet. Dies wäre allerdings schade, denn Leicester Square ist durchaus einen Besuch wert. Mitten im Dreieck von Piccadilly Circus, Trafalgar Square und Covent Garden gelegen, erfordert der Besuch dieses Platzes auch gar keinen großen Umweg für den typischen London-Touristen. Am einfachsten ist der Platz über die gleichnamige U-Bahnstation zu erreichen. Der Leicester Square hat seinen Namen von Robert Sidney, dem 2. Graf von Leicester, der das Grundstück 1630 von König Charles I. erwarb. Der Graf ließ anschließend das gesamte Areal einzäunen und errichtete am nördlichen Ende ein riesiges Anwesen.
Bald regte sich jedoch Protest unter den Einwohner des Stadtteils, die es gewohnt gewesen waren, sich dort frei bewegen zu dürfen. Nach einen Schiedsspruch wurde der Graf von Leicester daraufhin gezwungen, einen Teil seines Gartens wieder dem Volke zu öffnen. Dies war die Geburtsstunde des Leicester Square. Im 18. Jahrhundert galt der Platz als noble Adresse, eine Reihe angesehener Künstler und Schriftsteller quartierte sich in den angrenzenden Häusern ein. Leicester House wurde nach dem Aussterben des Adelstitels 1775 an den Naturwissenschaftler Ashton Lever verkauft, der es zu einem Museum, dem „Holophusikon“, umfunktionierte. Dieses wurde jedoch aufgrund wachsender Schulden bereits bald wieder geschlossen und das Herrenhaus in den Jahren 1791/92 abgerissen. Der Park begann anschließend zunehmend zu verwildern, bis er 1874 von einem Parlamentsmitglied aufgekauft und der Stadt geschenkt wurde. Anschließend wurde er vom Architekten James Knowles verschönert. Eine zentrale Shakespeare-Statue wurde ebenso aufgestellt wie Büsten von berühmten ehemaligen Anwohnern des Platzes, unter ihnen Sir Isaac Newton. Im späten 19. Jahrhundert wandelte sich die Umgebung zur Amüsiermeile. Großen Anteil daran hatte das 1854 gebaute Alhambra-Theater, das große Popularität genoss, nachdem Königin Victoria sich dort mit ihrer Familie ein Theaterstück angesehen hatte. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreute sich das 1881 eröffnete Empire Theatre of Varieties, zum Leidwesen der Bezirksverwaltung jedoch auch bei ortsansässigen Prostituierten.
Sowohl das Alhambra-Theater als auch das Empire-Theater wurden in den späten 20er und frühen 30er Jahren abgerissen und durch das Odeon Cinema und das Empire Cinema ersetzt. In der Folge entwickelte sich der Platz zur ersten Adresse für die Kinogänger der britischen Hauptstadt. Ein Streik der Londoner Müllabfuhr im Winter 1978/79 verwandelte Leicester Square kurzzeitig in eine riesige Mülldeponie. In den 80er Jahren wurde der Platz für Kraftfahrzeuge gesperrt und ist seitdem eine Fußgängerzone. In den Jahren 2010 bis 2012 wurde Leicester Square durch aufwändig Baumaßnahmen verschönert, nachdem kritische Stimmen zuvor bemängelt hatten, der Platz würde zunehmend verkommen. Unter anderem wurden 12.000 Quadratmeter neues Granitpflaster verlegt und ein Brunnen um die bestehende Shakespeare-Statue installiert. Noch heute gilt Leicester Square als kinematographisches Highlight Londons. Das Odeon Leicester Square ist mit über 1600 Plätzen das größte Kino Londons und wird regelmäßig für Premieren genutzt. Das Empire Leicester Square hält dagegen den Rekord als das Kino mit der größten Leinwand in London. Das Vue West End wiederum gilt als Pionier der modernen digitalen 3D-Technik.
Informationen zu Leicester Square:
Adresse:
London WC2H
Vereinigtes Königreich
Nächste U-Bahn Station:
Leicester Square