Der Nullmeridian in Greenwich verläuft mitten durch die britische Hauptstadt London und über weitere dreihundert Kilometer durch Großbritanien. Außerdem durchschneidet er sieben weitere Länder, nämlich Frankreich, Spanien, Algerien, Mali, Bukina Faso, Togo und Ghana. Aber was ist der Nullmeridian eigentlich und was bedeutet er? Wie jeder weiß, ist unsere Erde vermessen und in Längen-und Breitengrade eingeteilt. Das erste Mal geschah das schon 150 Jahre vor Christus und im Laufe der Geschichte kam es durch astronomische und geografische Entdeckungen zu immer neuen Einteilungen. Die Meridiane oder Längengrade sind gedachte Linien, die von dem einen geografischen Pol zum anderen gezogen werden.
Der Längengrad schlägt einen Kreis um die ganze Erde, der Meridian betrifft den Längenkreis einer Erdhalbkugel. Alle auf einem Meridian liegenden Orte haben zeitlich den gleichen Sonnenstand, also entsprechend auch die gleiche Tageszeit. Um das Welt-Datum und die Welt-Zeit vereinheitlichen zu können, musste sich die Menschheit irgendwann darauf einigen, einen der Meridiane als Ausgangspunkt für alle Berechnungen anzunehmen. Nur so konnten zum Beispiel internationale Schiffs-und Zugfahrpläne etc. funktionieren. So kam es im Jahr 1884 zu einer großen internationalen Konferenz, bei der 25 Staaten den durch Greenwich verlaufenden Meridian zur Basis aller Zeit-und Datumsberechnungen erklärten, zum sogenannten Nullmeridian. Er wurde so maßgeblich für die gemeinsame Weltzeit (GMT oder Greenwich Mean Time). Jeder Welttag begann ab da in genau der Sekunde, an der es auf dem Nullmerian Greenwich Mitternacht war. Fast 100 Jahre später wurde die GTM durch die koordinierte Weltzeit UTC oder Universal Time) abgelöst. Sie berücksichtigt auch Unregelmäßigkeiten der Erdumlaufbahn und weicht von der Greenwich Time um Bruchteile von Sekunden ab. Mit der Einführung der UTC liegt der Nullmeridian etwa 100 Meter von der alten Stelle entfernt. Natürlich kann man den Nullmeridian nicht sehen, er ist eine gedachte Linie. Besucht der Tourist jedoch das ehemalige Royal Greenwich-Observatory in London, dann kann er ihn mit eigenen Augen betrachten. Das Observatorium lag ursprünglich auf einem Hügel mitten im Greenwich Park, wird aber seit 1948 nicht mehr für seinen damaligen Zweck benutzt. Heute noch zu sehen und in Betrieb ist die Zeitkugel auf dem Dach der Sternwarte. Sie wird täglich hochgezogen und fällt genau 13.00 Uhr Greenwich-Zeit wieder herunter. So konnten alle Menschen. die das sehen, besonders die Themse-Schiffer, ihre Chronometer exakt einstellen. Im Innenhof des Observatoriums markiert darüber hinaus ein Messingstreifen im Pflaster den Verlauf des Greenwich Meridians. Nachts markiert ein am Flamsteedhouse angebrachter starker grüner Laserstrahl den Verlauf des Nullmeridians.
Sehr interessant ist auch das heute in der alten Sternwarte befindliche Museum für Astronomie- und Navigationswerkzeuge. Es beinhaltet auch eine Ausstellung zur Geschichte der Zeitmessung vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Sie erklärt detailliert den Zusammenhang zwischen Zeitmessung und weltweiter Positionsbestimmung mit Hilfe von Sonne und Sternen. Auch die ehemalige Privatwohnung des Astronomen John Flamsteed kann besichtigt werden. Außerdem ist es möglich, den Turm der alten Sternwarte zu besichtigen. Von hier aus bietet sich ein fantastischer Ausblick, nicht nur über den Greenwich Park sondern auch über London. Die Hochhäuser der Canary Wharf, die Docklands, die Themse und der Millenium Dome scheinen zum Greifen nahe zu sein.
Informationen zu Nullmeridian:
Adresse:
Royal Greenwich Observatory
Blackheath Ave
London SE10 8XJ
Vereinigtes Königreich
Nächste DLR Station:
Greenwich